Adenauer trifft Generation Y
60 Jahre Bundesrepublik

Siegrid Otto

Wohnort: Köln
portraitiert am 18.10.2009



Wie sehen Sie Ihr Leben? Was ist Ihre größte Sorge/Angst, was ist Ihr größter Wunsch?
Mein Leben ist im Moment auf der Kippe, von heut auf morgen. Ich würde gerne Medizin studieren, aber ich bekomme noch keinen Studienplatz. Vielleicht bekomme ich in einem halben Jahr einen Studienplatz oder in einem Jahr oder in zwei oder drei Jahren. Ich habe mich in Köln eingelebt, aber es ist schwierig, weil ich nicht weiß wie es weitergeht. Wie lange bin ich noch hier in Köln? Wie baue ich meine Freundschaften auf? Ich kann mir noch nichts Festes aufbauen, weil ich nicht weiß… Es kann halt morgen wieder alles vorbei sein.
Dementsprechend wünsche ich mir, dass ich ganz schnell einen Studienplatz bekomme, damit ich sicher weiß: Hier bleibe ich erst einmal mindestens drei Jahre. Dass ich was zu tun hab, was ich wirklich, wirklich gerne machen möchte. Dass alles ins Rollen kommt und in gefestigte Bahnen kommt. Und ich irgendwann mein großes Ziel erreiche und das machen kann, was mir Spaß macht, für immer.



Was könnten Politiker für Sie bewirken/beitragen/tun?
Politiker könnten mir natürlich helfen, einen Studienplatz zu bekommen, d.h. die Zugangsbedingungen runterschrauben, dass nicht nur Leute mit einem Schnitt von 1,1 bis glaube ich 1,6 einen Studienplatz bekommen. Und auch die Studiengebühren könnten sie runterschrauben.



Warum wählen Sie? Warum wählen Sie nicht?
Ich bin schon allein aufgrund der Geschichte wählen gegangen. Leute sind dafür gestorben, dass sie wählen konnten. Ich finde ein Unding, da einfach nicht hinzugehen. Leute haben dafür gekämpft, dass ich es habe und das geht einfach nicht, dass ich da nicht hingehe. Ich finde, man muss seine kleine Stimme dazu beitragen. Und so habe ich ein recht reines Gewissen, weil ich meine Stimme dazu beigetragen habe. Ich hab gesagt, was ich meine und jetzt kann ich mich auch beschweren.



Was hoffen Sie für die Zukunft? Ihre persönliche Zukunft und die Zukunft Deutschlands, ggf. der Welt?
Ich möchte gerne einen Studienplatz bekommen, das Studium erfolgreich durchziehen und später als Ärztin arbeiten, Menschen helfen und was bewegen. Es geht mir eigentlich nicht ums Geld. Ich möchte etwas tun, damit es anderen Menschen besser geht.
Ich habe das Gefühl, dass in Deutschland die Menschen sehr auf sich selbst fixiert sind und egoistisch. Vielleicht ist das auch nur auf den ersten Blick so und auf den zweiten Blick sind die dann ganz freundlich und offen. Aber in anderen Ländern sind die Menschen viel freundlicher und offen und bieten einem öfter Hilfe an, die man dann vielleicht auch braucht.
So etwas wünsche ich mir für Deutschland. Dass wir vielleicht unsere Mentalität ändern und netter werden, offener und hilfsbereiter, so dass man gerne durch die Strassen geht und freundliche Gesichter trifft. Wir sollten weltoffener werden, sodass die ganze Welt eine Einheit ist.
Es sollte keine Not geben, was natürlich sehr, sehr schwierig ist.
Weltfrieden ist schon sehr hoch gegriffen, aber wenn man nur ein kleines Stückchen in die Richtung geht, wäre schon viel getan. Und wenn ich ein kleines bisschen dazu beitragen kann, dann tue ich das.



Wie sieht Ihre Utopie für eine lebbare Gesellschaft aus?
Es soll keine Grenzen mehr geben.
Alle sollen die gleichen Rechte haben.
Alle sollen die Möglichkeit haben, zu wählen.
Alle sollen die Möglichkeit haben, etwas zu ändern.
Es wäre schön, wenn alle an einem Strang ziehen könnten.



Welche Rolle spielt Politik in Ihrem Leben? Engagieren Sie sich in irgendeiner Form politisch?
Ich bin in einem kleinen Rahmen vielleicht politisch aktiv, dadurch, dass ich in einer Mannschaft Volleyball spiele. Ich in dieser kleinen Gesellschaft dazu beitrage, dass diese kleine Gesellschaft funktioniert. Man trainiert miteinander, man akzeptiert gewisse Regeln, man versucht, dass diese Gesellschaft funktioniert, dass sich nicht alle in die Haare bekommen.
Ich möchte Ärztin werden, um anderen Menschen zu helfen, das gibt mir ein gutes Gefühl.
Ich bin hilfsbereit und tue das gern. Das ist mein kleiner Beitrag, klein aber fein.



Wie lautet Ihr Wahlspruch?
Ich werde mich bemühen, dass Bestmögliche zu tun.



Was bedeutet es für Sie in Deutschland zu leben? Ist Deutschland Heimat für Sie?
Heimat würde ich das Land nicht nennen, sondern Heimat ist da wo meine Familie ist.
Wenn meine Familie in Amerika wohnen würde, dann wäre Amerika meine Heimat.
Deutschland finde ich manchmal schwierig, wegen der Einstellung der Menschen.
Ich war viel im Ausland und wenn man nach Deutschland zurückkommt, dann kommt Deutschland einem trist, unfreundlich und kalt vor. In anderen Ländern sind die Menschen freundlicher und wärmer. Ich kann mir meine Zukunft nicht in Deutschland vorstellen.




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