Adenauer trifft Generation Y
60 Jahre Bundesrepublik

Julian Cornelißen

Wohnort: Köln
portraitiert am 15.10.2009



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Wie sehen Sie Ihr Leben? Was ist Ihre größte Sorge/Angst, was ist Ihr größter Wunsch?
Kann ich noch mal 10 sek. haben, um noch einmal darüber nachzudenken?
Eigentlich bin ich Wunschlos glücklich und auch Sorgenfrei.
Normale Alltagssorgen, wie jeder Student z.B. Geldmangel, hier und da etwas Privates.
Mir reicht ein nettes Leben zu haben als Student, öfter mal feiern gehen und das Studium so halbwegs hin zu bekommen. Ich kann leider kein großes Ziel benennen.



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Was könnten Politiker für Sie bewirken/beitragen/tun?
Politiker können wahrscheinlich schon etwas bewegen. Das Problem ist wahrscheinlich, dass sie heute gar nicht mehr die Macht haben wie früher.
Die betonen ja selber auch gerne, dass sie gefangen sind im Kontext, dass sie zu leiden haben unter Sachzwängen. Und von daher finde ich es sehr ehrlich von ihnen, dass sie selber zugeben, mehr oder weniger überflüssig zu sein. Klar kann man da Einiges machen. Da wären viele Dinge zu nennen, wie z. B. die Studiengebühren abzuschaffen oder dass man ein paar Rädchen dreht, dass es doch ein bisschen gerechter zugeht. Stichwort: Hartz IV. Dass man doch einsieht, dass Atomenergie und Waffen die falsche Wahl sind.
Mich persönlich würde es am meisten freuen, wenn Politiker merken, dass unsrere Generation völlig anders ist, als die, die gerade im Parlament sitzen. Da wäre das Stichwort: Internetsperren oder Kriminalisierung von Jugendkultur. Da wäre das Bewusstsein der Politiker wichtig, dass sich deren Alltag doch sehr unterscheidet von meinem und von meiner Generation. Da würde es mich doch sehr freuen, wenn der erste Politiker da ist, der auch eine Partie Counterstrike gespielt hat.



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Warum wählen Sie? Warum wählen Sie nicht?
Es gibt wahrscheinlich auch viele Gründe dafür, nicht zu wählen.
Ich persönlich wähle, da es viele Menschen gibt, die dafür sterben, dass sie wählen können. Allein dieses Wahlrecht zu bekommen, dass allein in Deutschland viele Menschen dafür sterben mussten dieses wahlrecht zu bekommen. Und da ich prinzipiell sehr an die Demokratie glaube, wäre es völlig paradox, nicht wenigstens wählen zu gehen.



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Was hoffen Sie für die Zukunft? Ihre persönliche Zukunft und die Zukunft Deutschlands, ggf. der Welt?
Für mich persönlich hab ich jetzt nix.
Für Deutschland hoffe ich, dass es irgendwann überflüssig wird in einer utopischen Zukunft, ständig Menschen verwalten zu müssen.
Weltweit natürlich dasselbe. Das ist aber, glaube ich, ein ziemlich ferner Wunschtraum.



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Wie sieht Ihre Utopie für eine lebbare Gesellschaft aus?
Die am besten lebbare Gesellschaft ist die mit den wenigsten Zwängen. Allerdings für alle und das auszubalancieren, ist halt wahnsinnig schwierig. Zweites Problem ist wahrscheinlich, dass jeder seine eigene Vision davon hat und noch mal der Faktor der Individualisierung hinzukommt.
Meine Vision wäre, wie eine gute Fete, dass alle sich näherkommen, dass alle gleichberechtigt sind in einem bestimmten Raum, dass eine gewisse Zwanglosigkeit vorherrscht. Und am nächsten Morgen alle gemeinsam aufräumen. Das wäre gut.



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Welche Rolle spielt Politik in Ihrem Leben? Engagieren Sie sich in irgendeiner Form politisch?
Ich bin da schon relativ idealistisch. Zum einen bin ich bei Emnesty Ox beim BWF jetzt als Spender und arbeite auch teilweise dort.
Fast wichtiger als Wählen finde ich das eigene Verhalten im Alltag, dass man sich vielleicht nicht die Schuhe für 60 € kauft, die in Bangladesch für 2 € angefertigt wurden, oder im Internet schaut, ob man für denselben Preis Schuhe bekommt, die unter gewerkschaftlichen Bedingungen oder sogar vegan hergestellt wurden. Damit hilft man schon mal sehr vielen Menschen. Wahrscheinlich ändert man dadurch mehr als mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel.



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Wie lautet Ihr Wahlspruch?
Die meisten Wahlsprüche, die ich in letzter Zeit gesehen habe, hätten auch auf einer Auto -o. Waschmaschinenwerbung sein können. Ich würde gar keinen Slogan nennen, sondern eher mit einem Konterfei auftreten.



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Was bedeutet es für Sie in Deutschland zu leben? Ist Deutschland Heimat für Sie?
Ich bin in Portugal aufgewachsen. Ich empfinde gar kein Heimatgefühl. Ich kann dieses Gefühl überhaupt nicht nachvollziehen und daher neige ich auch dazu, das bei anderen Leuten als Phantomgefühl zu bezeichnen. Ansonsten finde ich Deutschland gar nicht schlecht. Es gibt sehr leckeres Brot hier.




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